IM FLUSS – EIN RAUMPOEM FÜR HANNA WALCHER

Performative Rauminstallation in Zusammenarbeit mit Hanna Walcher und Leo Bachmann

Erstaufführung: 17. Mai 2007, 20.30-21.40 (Sonnenuntergang), Alte Spinnerei auf dem Jenny-Areal in Ziegelbrücke

Im Zentrum der Rauminstallation steht die Stimme von Hanna Walcher, verteilt auf acht Lautsprecher im Raum. Aus jedem Lautsprecher sind ihre erzählten Lebens-Fragmente hörbar. Die verschiedenen Stimmen sind eine Art Erinnerungsspuren, die sich im Raum ausbreiten und sich zusammen mit den dazu abgemischten Tuba-Sounds von Leo Bachmann zu einer neuen Komposition zusammenfügen. Der Stimme von Hanna Walcher wird mit der Tuba ein musikalischer Partner an die Seite gestellt, so dass sie in der topografischen Dimension der 2000 m2 grossen Halle tragfähig wird. Je nach Standort des Zuhörers, der sich frei im Raum bewegen kann, ist die Perspektive auf die Lebensfragmente immer wieder eine andere.

Die alte Spinnerei auf dem Jenny-Areal in Ziegelbrücke ist eine leerstehende Industriehalle. Durch den Raum ziehen sich drei Reihen à je 17 Säulen. Rundherum sind Fenster, durch die tagsüber Licht in die Halle dringt. Es ist ein aufgeladener Erinnerungsraum – eine Leerstelle in einem Stadium der Zwischenzeit. Durch das allmähliche Verschwinden des natürlichen Tageslichts und das suksessive Erscheinen von künstlich-installiertem Licht an den Stirnseiten des Raumes möchte ich die Aufmerksamkeit auf bestimmte architektonische Strukturen lenken, so dass die normale identifizierende Wahrnehmung sich zugunsten einer neuen Verbindung von visueller und auditiver Wahrnehmung verändert. Daraus definiert sich primar die Frage nach Sehen und Erinnern.

Wenn ich akustische Lebensfragmente sowie visuelle Lichtakzente in diesen Raum setze, bewirkt die Übertragung ein Wechsel vom abgeschlossenen Lebens-Werk zum wechselwirkenden Geschehen, einen Wandel von der Hermeneutik zur Geografie, von den Geschichten zu den Schichten. Der Raum wird dadurch zu einer Topographie, die ich RAUMPOEM nenne, welches die BesucherInnen wie eine Landschaft „begehen“ können.

Fotos: Fridolin Walcher

Text zu Im Fluss von Ariane Tanner