Weimar – eine Winterreise

Angela Hausheer (Zürich) hat einen Film über das ‘sich selbst Orientieren und Lokalisieren’ gemacht – ein Film über den Ort und die Menschen, die Bezüge herstellen in jemandes Leben. “Weimar – Eine Winterreise” handelt von einer bestimmten Art der Flucht, bei der man sich selbst aneignet. Sehr gewagt ausgeführt dokumentiert die FilmInstallation eine Reise vom ‚Wohnraum’ zu der ‘offenen Strasse’. Das Video wurde in Weimar 2003 gefilmt und ist Zeuge langsamer Schritte; zögernd, aber bestimmt, nicht nach links oder rechts sehend, folgt die Kamera dem Weg durch die Kleinstadt, die in einem Tal in der Mitte Deutschlands liegt. Das Material ist unbeschnitten, der Shot folgt einer sehr bekannten Route. Begleitet von tagebuch-ähnlichen Monologen und Aussagen über das Mensch-Sein in Relation zum Ort, manifestiert der Film eine langsame Traurigkeit im Betrachter, eine Traurigkeit und Wahrnehmung gebunden an einst begangene Strassen und Orte: Die Herausforderung menschlich zu sein, das zu lieben, was man verloren hat und offen zu bleiben für neue Möglichkeiten in der Zukunft, sich umzudrehen und vorwärts zu gehen. Die Freiheit des Gehens, an keinen anderen Ort gebunden als an das Herz, diese Freiheit ist die eigentliche Schönheit, die in diesem Film verborgen liegt. Es ist nicht von Bedeutung, ob jemand beim Betrachten des Films glücklich oder traurig ist, ob jemand, wenn der Zug nach Osten abfährt, weint oder erregt ist über neue Möglichkeiten. Die Wichtigkeit dieser Arbeit ist die Wahrnehmung und Anerkennung des menschlichen Daseins als eine Interaktion mit dem Ort, an dem man sich befindet und eine Reflexion über die Orte, an denen man war. Wie passend ist es, dass der Film in einem Übergang, einem Schwarz, in einer Geschichte endet! Der Ort, an dem man ist und an dem man war, ist immer im Fluss, im Übergang und unbestimmt.

Daniel-Caleb Thompson, Kurator/Künstler, Weimar
Deutsche Übersetzung: Verena Gfader, London

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