Für die Bäume (Herbst)

Fotos: Fridolin Walcher

gehen
kleine Gespräche
Blicke

Wohin führen sie uns?

ankommen beim schönen alten Haus
der Mann vor der Tür
der andere am Schuppen
schaffen

Einzelne grosse Ahorne unterwegs
dann eine Reihe

Rauschen vom Bach
und den Blättern unter den Füssen

ein Baumstumpf bekommt Fahnen
oder sind es die Bänder von Kränzen am Grab?

ankommen
schauen
sich verteilen

Moosgrün, gelbgrün, Tannengrün, Wiesengrün
im Herbstlicht

Felswände
der schattige grosse Berg

Zirren

ich steh’ im Kuhfladen

Warum stehen die Bäume am Bach?

Es beginnt zu tönen aus der Tuba und dem grünen Lautsprecher
Rückkopplung
Eine rote Frau joggt vorbei.

Nicht zu viel
Was fotografiert ihr?

Der neue Stall oder was es ist, ist nicht schön. Warum?

Ein Dialog von Tönen. Technisch. Quietschend. Melodiös jetzt aus der Tuba.

Bachab

Töne vom Schreiten, rascheln, rauschen
Goldig glänzt die Tuba. Silber weiss die Berge

Ruft Angela die rote Tonne an?
Nein. Den Bergahorn mit dem Vogelbääri

Ich mache ein Foto

auf der anderen Seite: tollste Wolken

ANRUFUNG

BERGHOREN ANBERG GARBEN GRABEN RAB ORENRAB OBERBERG GARN 

blubbernde Tuba

Worte und Töne für Bäume

Bergahorn

Angela betritt den Stumpf
verschiedene Namen für den Baum
an verschiedenen Orten
dort unten sagt man

Der Baum an dem Leo steht ist blattlos

Vogelbääribäumli

Wortspiele mit Baumnamen

Wörter wandern

ich zeichne
Angela auf dem Baumpodest mit den Fahnen
schwarz – weiss

ein Gleitschirm hinten vorbei beim Bähnli

Der Schopf von der roten Tonne ist eine Transportbahnstation. Wohin?
Der Baum stand im Weg. Stumpf.

Die Eberesche beschwörend in Jeanne d’Arc Haltung

Ahorn Füsse im Wasser

einpacken

untendurch zurück

der Brummbach ist ein Stück trocken

Was ist das für ein Ort? Nutzlandschaft. Bäuerlich. Bach. Stromerzeugung. Sport. Tourismus

Was ist Mensch, was Natur?

Die Gruppe kehrt zurück an den Ausgangsort der Wanderung, dem Lese- und Kulturcafé BSINTI im Dorfkern. Hier haben wir uns versammelt und hier sitzen wir nach der Performance zusammen bei Tee, Most, Bier. Ich stelle mich vor als Kunst- und Kulturvermittlerin, die Angela im Kunstmuseum Luzern kennen gelernt hat. Dort habe ich ihre Performance zum Pilatus betreut. Jetzt arbeite ich im Freilichtmuseum Ballenberg. Mit dem Vortrag meiner Notizen formuliere ich eine – meine – Wahrnehmung der Performance und lade die Teilnehmenden ein, ihre Eindrücke auszusprechen. 

Im Gespräch kommt der Konflikt um das Kraftwerk am Bach zur Sprache, von dem ich nichts wusste. Das Verhältnis von Vorbereitung und Realisierung der Aktion interessiert die Teilnehmenden. Wieviel ist geplant? Was entsteht spontan? Und wenn es anderes Wetter gewesen wäre? Leo: das kann ich dir nicht sagen. Das wäre gewesen wenn das Wetter anders gewesen wäre. Oder geworden?

Susanne Kudorfer, Kunst- & Kulturvermittlerin – Juli 2018

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