mapping pong

Eindrücke eines Besuchers/Zuschauers

Die beiden Geräte: das gemeinsame ist, sie sind ‘widerspenstig’, d.h. nicht direkte Verlängerungen der Arme. Der Unterschied: Judith H. verwendet (am selben Ort) wie der Filmer, der die ganze Aktion aufnimmt, ein Stativ, aber zweckentfremdet, offenbar jedoch irgendwie (in meinem Kopf: Erkundung, Vermessung) instrumentalisiert. Schön war, wenn von meinem Platz aus beide Geräte hintereinander zu stehen kamen.
Angela H.’s Gerät ist kein erkennbares Werkzeug, jedoch Teil eines solchen, ich sehe zwei etwas lose zusammengefügte Stiele von etwas, und ebenfalls nur widerständig handhabbar, nicht ‘handlich’, meine Assoziation: Wischen, Schnee beseitigen, oder etwas verwischen oder ähnliches, oder ebenfalls messen.

Meine Assoziation zur ‘konkreten Kunst’: Eure Formen und Bewegungen sind ohne ablesbare Bedeutung. Wenn man Euren Bewegungen entlang zeichnen würde, käme eine Art ‘konkrete’ Zeichnung auf einem neutralen Boden oder einer neutralen Wand heraus, also nicht eine abstrahierte Bedeutung oder ein abstrahierter Sachverhalt. Ich assoziierte eine Art ‘Vermessung’ der Oberflächen mit unterschiedlichen Geräten. Ein Vermessungszweck war aber nicht erkennbar. Die Zuschauer schienen dabei eher ‘im Weg’ zu sitzen oder zu stehen für diese Tätigkeiten. Ihr habt nicht ein auf Boden und Wand gezeichnetes (oder verwischtes) Produkt gezeigt, sondern ein konzentriertes ‘Machen’ ohne Produkt.

Das Suggestive Eurer Konzentration: Eure sichtbar hohe und intensive Konzentration suggerierte eine für die Zuschauer nicht erkennbare Bedeutung, Ziel oder Sinn. Ihr habt dadurch suggestiv bezüglich eines vermeintlichen Erfolgs gewirkt: z.B. als du Judith, mittels hörbarem Drehen an der Kamarafesthaltevorrichtung das Stativ an der Wand quasi ‘festgeschraubt’ hattest, dachte ich, du könnest jetzt weglaufen, es hält ja…

Dass Eure Bewegungen langsam waren und das Ganze beinahe eine Stunde dauerte, gehörte dazu und verstärkte die Intensität. Wer auf eine Aufklärung oder Pointe wartete, war vermutlich eher gestresst, denn wir sind ja auf Informationen und Kausalitäten getrimmt, irritierend, wenn es dann nicht ‘aufgeht’.

Insofern spielt auch der Ort eine Rolle: ein Kunstraum. Würdet Ihr dasselbe im Freien auf einem öffentlichen Platz machen, müsste das Publikum durch seine Anwesenheit einen ‘Kunstraum’ abstecken.

Ein weiterer Aspekt Eures Raumes: er ist ein neutraler Raum. Weder die Fenster, noch die Säulen wurden durch Eure Bewegungen bedeutungsgeladen. Das Publikum habt Ihr konsequenterweise nicht beachtet. Ausser einer kurzen Annäherung seid Ihr Euch ausgewichen.

Durch Eure Konzentration auf etwas nicht Bekanntes ruft Ihr vermutlich in 50 Köpfen die jeweils eigenen Assoziationen hervor.

Hermann Huber, Architekt – April 2013

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